Faszination Therapieschaukel
Jeden Tag höre oder lese ich mittlerweile den Begriff Therapieschaukel oder Therapietuch. Auch Sensorikschaukel oder Schaukeltuch werden mir am Telefon genannt. Natürlich weiß ich, dass alle das gleiche meinen: Eine Tuchschlaufe mit Einpunktaufhängung. Warum weiß ich das? Weil mich alle Kunden direkt via Mail oder Telefon erreichen können, um mir noch offene Fragen zu stellen. Dafür stehe ich mit meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Luftakrobatin, Ergotherapeutin und vieles mehr zur Beratung bereit, wenn ich nicht gerade selbst in der Luft hänge oder Kurse gebe.
Was bringt eine Therapieschaukel?
Aber ganz besonders auf Grund meiner Expertise hinterfrage ich den Modetrend „Therapieschaukel“. Von verschiedenen Herstellern auf diversen Websites (besonders von denjenigen ohne Impressum) wird ziemlich genau das Gleiche versprochen: Therapieschaukel zuhause aufhängen und das Kind therapiert sich selbst. Keine Fahrerei, keine weiteren Kosten, keine Mühe und Arbeit mehr. Das Kind ist beschäftigt und die Erziehungsberechtigten haben ihre Ruhe. Einige versprechen schlichtweg, dass in der Therapieschaukel alles auf einmal verbessert wird. Kinder können sich sofort besser konzentrieren, sie bauen Kraft, Koordination und Selbstbewusstsein auf und haben mit dem Gerät einen ruhigen Ort, worin sie lesen können.
ABER ACHTUNG! Viel gefährliches Halbwissen und viele Unwahrheiten!
Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass all diese Texte gleich klingen? Dazu habe ich neulich einen Test gemacht und Chat GPT aufgetragen, mir einen Blogeintrag über die Therapieschaukel zu schreiben. Was herauskam, war gefährliches Halbwissen, viele tolle Begriffe, die jedoch nicht im Zusammenhang stehen, und viel therapeutischer Blödsinn, eben exakt das, was auf den meisten Anbieterseiten von Therapieschaukeln steht!
Was ist jetzt mein Problem, könntet ihr denken? Lass die doch ihre Therapieschaukeln verkaufen, Du verkaufst Deine Tuchschlaufen. Das ist absolut korrekt, aber!
Es ist mir aufgrund meines therapeutischen und luftakrobatischen Wissens ein dringendes Anliegen, mit diesem Thema aufzuräumen, und deshalb werde ich jetzt mit Euch, im Rahmen dieses Blogeintrags, etwas tiefer in dieses Thema eintauchen.
Warum interessiert mich das alles eigentlich, und funktionieren Tuchschlaufen (als Therapieschaukel) wirklich?
Im Jahr 2008 arbeitete ich ehrenamtlich in einem psychomotorischen Kinderzirkus für Kinder aus sozial schwachen Familien. Dort waren nicht alle Kinder in der Lage, das Vertikaltuch hochzuklettern, und somit machte ich dort einen Knoten rein. Dadurch waren auch die kleinsten Kinder fähig, zu schaukeln, sich zu drehen und ähnlich wie in der Tuchschlaufe einige Figuren zu machen, welche sogar in der Manege zur großen Abschluss-Show gezeigt wurden. Dort hatte ich Kinder mit ADHS, ADS, Rheuma, motorischen Entwicklungsstörungen und vielen weiteren alltagsbeeinträchtigenden Diagnosen. Ich sah die vielen positiven Effekte, welche über zwei intensive Wochen bei mir im Kurs entstanden, jedoch konnte ich sie damals noch nicht einordnen. Diese Erfahrungen und die hängengebliebene Grundidee vom Einsatz luftakrobatischer Geräte in diesem Bereich, und natürlich meiner selbstgebauten Therapieschaukel, ließ mich nicht mehr los.
2011 bis 2015 studierte ich Ergotherapie und arbeitete mich, von Facharbeit zu Facharbeit bis hin zu meiner Bachelorarbeit, durch die therapeutischen Wirkungsweisen von Therapieschaukeln und luftakrobatischen Geräten. Weil ich von dem Thema noch nicht genug hatte, hängte ich den Master of Science in interdisziplinärer Therapie in der Pädiatrie an und führte innerhalb meiner Masterthesis eine weltweite Studie zum therapeutischen Einsatz luftakrobatischer Geräte durch.
Nach zahlreichen weiteren Ausbildungen und mittlerweile vielen veröffentlichten Büchern sitze ich nun mit meinem ganzen Wissen da und kann über die Anpreisung von Therapieschaukeln im Internet nur den Kopf schütteln. Es ist einfach so viel mehr Aufklärung nötig!

Wie werden Therapieschaukeln eigentlich in pädiatrischen Praxen eingesetzt?
Wusstet ihr, dass die erste Erwähnung vom Vorgänger der eigentlichen Therapieschaukeln schon 1992 in Braunschweig war? Natürlich bezieht sich das auf Deutschland, denn noch einige Jahre zuvor wurden die ersten Sensorikschaukeln in den USA entwickelt. Diese Sensorikschaukeln waren und sind nichts anderes als jegliche Art von Schaukeln, z. B. Plattformschaukeln, Pferdeschaukeln, Tuchschaukeln oder Hängematten etc. Diese werden im Bereich der sensorischen Integrationstherapie bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen eingesetzt.
Als ich in einer SI-Praxis (Praxis zur Sensorische Integration) in Wien gearbeitet habe, gab es dort unglaublich viele Möglichkeiten, hängende Geräte zu kombinieren, um diese z. B. für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung oder dem Asperger-Syndrom zu nutzen. Hier konnte eine Therapieschaukel, also eine Schaukelmöglichkeit für therapeutische Zwecke, z. B. ein Treckerreifenschlauch sein! Es geht also nicht um die Art der Schaukel, sondern um die Art des Schaukelns!
Wenn Schaukeln therapeutisch eingesetzt werden, dann beachten Therapeuten zwei wichtige Grundlagen und das ist der Unterschied im Schaukeln! Tuchschlaufen oder Therapieschaukeln als Einpunktaufhängung sollen laut diverser unseriöser Internetanbieter beruhigend wirken. Doch seit Jahrzehnten ist mindestens bei pädiatrisch-therapeutisch arbeitenden Kollegen klar, dass eine Drehbeschleunigung alles andere als beruhigend ist. Wenn sich das Kind also um die eigene Achse dreht, wird es im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht aufgedreht! Das ist therapeutisch absolut wirksam bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen, welche besondere vestibuläre Reize benötigen, um überhaupt einen adäquaten Wachheitsgrad zu erlangen.
Um allerdings beruhigend
auf kleine Kinder einzuwirken, werden sie in besonders frühen Jahren auf dem
Arm oder im Kinderwagen hin und her gewiegt. Noch nie habe ich gesehen, wie
eine Mutter ihr Kind schnell im Kreis dreht, um es vor dem ins Bett bringen zu
beruhigen. Wenn Kinder, aber natürlich auch Erwachsene, langsam von vorne nach
hinten schaukeln, dann hat das einen fokussierenden, strukturierenden und
dadurch beruhigenden Effekt. Das ist die sogenannte Horizontalbeschleunigung, und
die funktioniert am besten mit zwei Aufhängepunkten, ähnlich einer echten
Schaukel wie aus dem Bilderbuch.
Durch die Art der Aufhängung kann ich die Wirkung also gezielt beeinflussen!
Dies ist jedoch lediglich eine Mini-Einführung in das Thema, das weit über diesen Blogeintrag hinausgeht. Mir ist wichtig, dass deutlich wird, dass ich das Thema hier nur kurz anschneiden kann.
Was ist eine Therapieschaukel?
Eine Therapieschaukel ist also nichts weiter als eine Schaukel mit therapeutischen Effekten und Möglichkeiten. Aus diesem Grund sind die Tuchschlaufen im Luftakrobatik-Shop absolut perfekt dafür geeignet, und zwar am allerbesten genauso anzuwenden, wie in meiner Bestellempfehlung unten. Ich persönlich stehe mit meinem Namen und meiner Erfahrung hinter den Produkten im Luftakrobatik-Shop, da ich euch nur das anbiete, was ich persönlich und ausführlich (auch in meinen Kursen) angewendet habe.
Aber was brauche ich denn jetzt für zuhause?
Ich empfehle Euch als zertifizierte Kindertherapeutin und Luftakrobatin folgendes aus dem Luftakrobatik-Shop:
2 x Deckenaufhängung (wie eine echte Schaukel, zwei Aufhängepunkte)
1 x 2-in-1 Aufhängeset (hiermit ist die Einpunkt- und die Zweipunktaufhängung möglich)
1 x Tuchschlaufe (eine Tuchschlaufe in 4 m Länge bis zu einer Deckenhöhe von 3,5 m)
1 x Figurenbuch Tuchschlaufe (25 Figuren, Beschreibungen und sicherheitsrelevante Hinweise für die ganze Familie!)
1 x Fallschutzmatte (unter jeder Schaukel in therapeutischen Praxen liegen geeignete Matten, warum dann nicht auch zu Hause?!)
Die Faszination Therapieschaukel lässt mich übrigens nicht los und ich bin noch lange nicht fertig, in dieser Richtung zu forschen. Alles passt hier natürlich auch nicht rein, das wäre ein seeeeeeeeeehr langer Blogeintrag. Deshalb werde ich hier nach und nach mehr zu dem Thema schreiben, um mein Wissen und natürlich das von anderen Experten und Wissenschaftlern mit euch zu teilen!
Lg, Marlene